Der Begriff Contre-jour wird oder wurde von Fotografen für Aufnahmen mit Gegenlicht verwendet. Ich bezeichne damit meine Bilder, die vor einem LED Flächenlicht montiert sind. Jedoch anders als bei Bildern in Diakästen, die immer hell erleuchtet sind, sollen meine Arbeiten sowohl ohne als auch mit Hintergrundlicht wirken, also zwei Seiten eines Bildes zeigen.
Habitat, im Deutschen auch Lebensraum genannt, ist ein Begriff, der in der Biologie verwendet wird; ich habe ihn für eine Serie von Biildern verwendet, die Personen in einer Umgebung zeigen, die ganz bewußt ausgewählt wurde, sei es um ihre Position oder ihren Geschmack zu dokumentieren. Die ganze Contre-jour Serie hat mit einem Bild begonnen. Ich hatte es in einer Zeitung gefunden, es zeigt J. Chirac als Bürgermeister von Paris. Wo? Wahrscheinlich in seiner Büro (Amtsstube scheidet als Begriff für diesen Raum aus!).
Wie bei den meisten Contre-jour Arbeiten habe ich die Vorlagen stark abgeändert, es sollten weder die Personen noch der tatsächliche Raum erkennbar sein.
Wo findet man noch Bilder von Siegern? Na hier!
Es erstaunt mich immer noch, auf welche mythologische Themen das Barock zurück gegriffen hat, nur um Szenen zu erfinden, die mit maximal nacktem Personal bevölkert werden konnten. In diese historische Vorlage, welche im Titel das Thema Voyeurismus aufgreift, wollte ich einen weiteren Aspekt zufügen. Den Prototyp des voyeuristischem Sehens, der dieses Bild betrachtet. Immer männlich, immer mit einem scheinbaren Desinteresse, Distanz und Langeweile.
Eine einschlägige Zeitung präsentiert ein Sammlerpaar. So kommen Bilder zustande, die unterschiedliche Absichten der Beteiligten zeigen. Das großzügige Habitat der beiden aber auch das Rollenverständis des Paares. Dazu gab es von mir noch einen kleinenEingriff, das Gemälde im Hintergrund.
Ein weiterer Eingriff ist die Auflösung der Fotomontage in eine Liniengrafik, die auf einem Plotter ausgedruckt wurde.
Das sind die letzten Bilder, die noch mit Personal bevölkert sind. Ein kleines Spiel mit den Modi des Bildes.
Die Serie Flut entstand nicht nach Vorlagen, die Idee war vielmehr Bilder zu machen, die ähnlich wie ein Aquarium funktionieren sollten. Mit dem Unterschied, dass es darin nicht so friedlich ablaufen sollte.
Erinnerung spielt in der Literatur ein große Rolle. In der bildenden Kunst, Fotografie ausgenommen, spielt sie eher keine Rolle. Ich meine hier nicht malen, zeichnen, etc. aus dem Gedächtnis. Ich glaube, jeder hat Bilder in seinem Kopf, an die man glaubt sich sehr genau zu erinnert. Damit meine ich keine Fotos, die unsere Erinnerung ersetzen, sondern Szenen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Vergegenwärtigen wir uns dieser Bilder, stellen wir, die kein fotografisches Gedächtnis besitzen, fest, dass meist nur ein Ausschnitt Form angenommen hat. Die Ränder des Bildes können aber nur ungefähr beschrieben werden.
Eigene Momente, die in Bildern erinnert werden (ähnlich dem Duft von Madeleines), werden immer fragiler, je genauer wir sie untersuchen (ausgenommen Menschen mit photografischem Gedächtnis).